Sonntag, 2. September 2012


Ich atme ganz ruhig, obwohl ich sehr aufgeregt bin. Versuche, nicht auszubrechen, wie ein Vulkan. Auch wenn die Luft hier erfrischend ist, so kann ich mich nicht ganz beruhigen.

Es ist März. Die Sonne prallt herunter, schmilzt den letzten Schnee, lockt die Blumen, vor allem die Gänseblümchen, die sich auf jeder Wiese zu hunderten empor strecken, heraus und legt alles in ihr sanftes, helles, warmes Licht.
Insekten zeigen sich, kommen aus ihren Löchern heraus, bezaubern uns und widern uns an, verursachen Gänsehaut aus Freude und aus Graus. Summende Bienen, brummende Fliegen, Grashüpfer, Schnecken, Würmer. Ameisen. Sie tummeln sich überall. Blumen sprießen empor, locken diese Insekten an, in ihre Fallen, benutzen sie. Zur Fortpflanzung. Frühlingsgefühle.
Wenn alles wieder lebendig wird und die Düfte und Gerüche frei brechen, das Gras sich durch seinen Duft bemerkbar macht, genau so wie die Blumen und auch die Tiere, für manchen unangenehm, für den anderen weniger.
Die Blumen, die vielen Blumen. Das Licht, die Wärme, die Düfte, die Klänge.

Und da liegt er, teils neben, teils auf mir. Er ist ganz ruhig, atmet gleichmäßig, tief ein und aus. Ist eingeschlafen, sein Gesicht in die Grube zwischen meinem Hals und meiner Schulter vergraben, einen Arm um mich, ich einen um ihn. Er ist warm und duftet gut, einfach nach ihm. Sein T-Shirt ist schwarz und ihm muss heiß sein in der prallen Sonne, aber er ist eingeschlafen, fühlt sich sichtbar wohl.
Sein Gewicht stört mich nicht. Er ist nicht besonders schwer.
Eigentlich liebe ich es, wenn er auf mir liegt.
Ich liebe alles an ihm. Jede Pore, jedes gegelte Haar, jeden Finger, jede Wimper, jede wunderschöne dunkle Wimper um seine wunderschönen blauen Augen. Ich liebe es ihn von unten anzusehen, wenn er geradeaus blickt, und ihm zuzusehen, wie seine Augen sich auf einen Punkt weit weg fixieren, seine vollen Lippen sich leicht öffnen und er etwas sagen will, es aber nicht tut, weil er vielleicht nicht kann oder nicht möchte - oder vielleicht will er auch nichts sagen und ich bilde es mir bloß ein.
Er bewegt sich auf mir. Ich streichle seinen Rücken, küsse sein Haar und genieße das gute Wetter, seine Nähe, die Sorglosigkeit. Die Ruhe.
Ich habe so lange auf ihn gewartet.
Ohne es zu wissen.
Schicksal ist es, wenn sich zwei Menschen finden, die sich niemals gesucht haben.

1 Kommentar:

  1. Hey! :)
    Dachte ich schaue mal wieder bei dir rein! :)
    Mal wieder ein echt wunderbarer Text, gefällt mir sehr!
    Warten ohne es zu wissen ist toll! :)

    Liebe Grüße schicke ich dir!

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